Zwei Stunden liegt sie jetzt schon da. Exakt siebzehn Mal hat sie nun schon ihre Position gewechselt. Mal liegt sie auf der linken Seite, mal auf der rechten, mal auf ihrem Rücken, dem Bauch oder – mit den Füßen auf dem Kopfkissen. Abwechselnd schlägt sie die Decke zurück, weil ihr zu warm ist, und kuschelt sich dann wieder darin ein, weil ihr zu kalt ist.

Sie kann nicht schlafen. Es geht nicht. Da ist so viel in ihrem Kopf, das sie wachhält. Sachen, die sie gesagt oder getan hat, aber eigentlich gar nicht sagen oder tun wollte. Dinge, die sie nicht getan oder gesagt hat, aber besser hätte tun oder sagen sollen.

Alles dreht sich, rauscht, steigt in ihr auf, schäumt über. Sie will sich losreißen, aufspringen, schreiend wegrennen und entkommen.

Aber sie liegt da wie in einem Traum, in dem man schreien will, aber nicht kann.

Nachts fühlen sich all diese Erinnerungen an wie Schatten, die sich in ihren Kopf einnisten und alles Schöne da drin verkleben und überlagern.

Manchmal fragt sie sich, wann diese Leichtigkeit verschwand, die sie als Kind so selbstverständlich besaß. Wann hat sie aufgehört, sich auf ihren Geburtstag zu freuen oder die Nacht vor der Fahrt in den Urlaub nicht einschlafen zu können? Wann verschwand diese Intensität in ihrem Leben?

Vielleicht, als ihr das erste Mal das Blut die Oberschenkel hinabrann, sie ihre erste große Prüfung geschrieben hatte, zum ersten Mal an einer Zigarette zog oder vielleicht, als sie das erste Mal so wirklich verliebt war?

Sie kann sich nicht erinnern. Überhaupt ist vieles in ihrer Erinnerung verblasst.

Fühlt sich so Erwachsenwerden an?



von Leandra